Für unsere Maizeitung haben wir mit Diana Lehmann, Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD, über Thüringens Zukunftsaussichten gesprochen.
Für unsere Maizeitung haben wir mit Diana Lehmann, Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD, über Thüringens Zukunftsaussichten gesprochen.
Thüringen bringt gute Voraussetzungen mit: Es liegt in der Mitte Deutschlands und es ist das ostdeutsche Bundesland mit der niedrigsten Arbeitslosenquote und der wirtschaftlich stärksten Entwicklung. Aber Thüringen steht auch vor Problemen und Herausforderungen: Ein niedriges Lohnniveau, Langzeitarbeitslosigkeit und ein stetig steigender Fachkräftebedarf.
Am 1. Mai gehen SPD und Gewerkschaften seit jeher gemeinsam auf die Straße. Warum?
Bei allem, was wir auf politischer Ebene gestalten können, braucht es engagierte Menschen in den Betrieben und den Gewerkschaften. Ich kann nur immer wieder appellieren, dass sich Menschen organisieren und gemeinsam für ihre Rechte stark machen. Wir brauchen starke Gewerkschaften – nur im Schulterschluss zwischen Politik und Arbeitnehmervertretungen schaffen wir auch gute Arbeitsbedingungen in den Unternehmen.
Immer wieder hören wir von unbesetzten Ausbildungsplätzen und dem steigenden Bedarf nach Fachkräften. Ist Ausbildung eigentlich noch ein Thema?
Nie waren junge Menschen mobiler, nie hatten sie mehr Möglichkeiten sich zu verwirklichen. Wir müssen uns anstrengen, jungen Menschen glaubhaft zu machen, dass sie in Thüringen eine gute Zukunft und Perspektiven haben. Dafür brauchen wir vor allem gute Ausbildungsplätze, um ihnen den Einstieg in den Beruf zu ermöglichen. Es gibt einfach noch zu viele Beispiele, in denen gute Ausbildung längst nicht Realität ist. Wenn eine Auszubildende in der Pflege nur drei Stunden im Monat fachlich betreut wird, dann ist das keine gute Ausbildung. Aus diesem Grund will ich, dass das Land die Träger bei der Pflegeausbildung mit einem Programm für gute Ausbildung unterstützt.
Die Arbeitslosenquote in Thüringen war selten niedriger als derzeit. Gibt es Entwarnung für den Arbeitsmarkt?
Es gibt nach wie vor Personengruppen, die nicht im selben Umfang von der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt profitieren. Der steigende Anteil an Langzeitarbeitslosen und der konstant hohe Anteil älterer Erwerbsloser machen deutlich, dass es nach wie vor Projekte braucht, die auf dem Weg in den Arbeitsmarkt unterstützen. Das Landesarbeitsmarktprogramm hat sich hier als zentrale Säule bewährt. Die gilt es für die kommenden Jahre weiterzuentwickeln.
Der Mindestlohn ist gekommen. Brauchen wir da noch eine Debatte um gute und gerechte Löhne?
Auf jeden Fall. Für den Mindestlohn haben wir lange gekämpft und es ist gut, dass mit diesem Jahr alle Beschäftigten einen Anspruch auf 8,50 Euro Stundenlohn haben. Um vor Altersarmut geschützt zu werden reicht das aber längst nicht aus. Wir brauchen eine Ausweitung der Tarifbindung. Für bessere Löhne in der Pflege- und Sozialwirtschaft setzten wir uns deshalb für Branchentarifverträge ein, von denen alle Beschäftigten profitieren.
Diana Lehmann wurde 1983 in Jena geboren und sitzt seit der Landtagswahl 2014 für die SPD im Thüringer Landtag. Die Soziologin übernahm im März 2015 den Landesvorsitz der AfA von Frank Weber.
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