Das Brexit-Referendum, der Trump Wahl in den USA, die Entwicklungen in der Türkei und der Zulauf zu den Rechtspopulisten in Europa: die unerfreulichen Schlagzeilen dominieren und die Sorge um die Zukunft der Europäischen Union wächst. Die Bürgerbewegung „Pulse of Europe“ will dieser Entwicklung nicht länger tatenlos zusehen.
Von einem Anwaltspaar im November 2016 in Frankfurt initiiert, kommen mittlerweile in 58 europäischen Städten jeden Sonntag Menschen zusammen, um für Europa zu demonstrieren.
Am 19. März sind europaweit über 20.000 Menschen für die Europäische Union auf die Straße gegangen. Auch in Erfurt finden seit einigen Wochen Demonstrationen statt. Zuletzt zogen über 300 Bürgerinnen und Bürger gemeinsam vom Wenigemarkt zum Willy-Brandt-Platz. Vor 47 Jahren kam Willy Brandt nach Erfurt und setzte sich für den europäischen und damit auch den deutschen Einigungsprozess ein. Tausende DDR-Bürger kamen damals zum Bahnhofsplatz, um den westdeutschen Kanzler zu begrüßen. Dieses Ereignis markierte für viele Erfurterinnen und Erfurter den Start einer Entwicklung, die zwanzig Jahre später in die friedliche Revolution und Wiedervereinigung mündete.
Für viele war in den letzten 25 Jahren das friedliche Europa, der Wohlstand stiftende Binnnenmarkt so selbstverständlich geworden wie die Luft zum Atmen. Jetzt, in Zeiten der Gefahr für Europa, machen sich viele erst wieder klar, was auf dem Spiel steht und gehen auf die Straße. Sie wollen keine neuen Grenzen oder eine Rückkehr zum Nationalismus und Kleinstaaterei. Für mich als Europaabgeordneten ist das großartige bürgerschaftliche Engagement von „Pulse of Europe“ ein zusätzlicher Ansporn für meine Arbeit in Brüssel und Straßburg, um dazu beizutragen, dass Europa wieder besser funktioniert und vorankommt.
Das europäische Superwahljahr 2017 bietet die Gelegenheit, den pro-europäischen Reformwillen neu zu beleben. Nachdem die Niederländer die Populisten bereits in die Schranken gewiesen haben, haben auch in Frankreich und Deutschland überzeugte Pro-Europäer gute Chancen, die Wahlen zu gewinnen. Gemeinsam könnten Emmanuel Macron und Martin Schulz die für das Funktionieren Europas so wichtige deutsch-französische Lokomotive wieder in Bewegung setzen.
Gewonnen haben die Pro-Europäerinnen und Pro-Europäer aber noch lange nicht. Es ist deshalb ein ermutigendes Signal, dass „Pulse of Europe“ mindestens bis zur französischen Präsidentschaftswahl im Mai weiterhin für Europa auf die Straße gehen will, in Erfurt jeden Sonntag um 14 Uhr auf dem Wenigemarkt.
Jakob v.Weizsäcker (MdEP), Dr. Babette Winter, Wolfgang Beese & Dorothea Marx (MdL)
bei der Kundgebung am 05. März 2017 auf dem Wenigemarkt
(Foto: Babette Winter)