Alle demokratischen Parteien Geras beteiligten sich an dem Protest Bürger und Kommunalpolitiker protestierten am Freitag gemeinsam auf dem Geraer Markt friedlich gegen eine NPD-Veranstaltung. Polizei und Ordnungsbehörde verweisen NPD-Anhänger nach der Kundgebung des Platzes.
Gera. Mit dem Rücken zur Mitte des Marktes gewandt, protestierten Geraer Bürger und Kommunalpolitiker Freitag Abend gegen eine NPD-Veranstaltung am Simsonbrunnen.
Am Brunnen hatten sich 45 NPD-Anhänger, etwa die Hälfte davon Nicht-Geraer, versammelt, um an den 17. Juni 1953 zu erinnern. Aus dem Kreis der etwa 140 Gegendemonstranten heraus verwahrte sich Geras Jugendpfarrer Michael Kleim davor, dass das Datum von der NPD missbraucht wird. Mit dem Aufstand am 17. Juni 1953 hatten Menschen Demokratie und Freiheit gefordert und sich gegen die Diktatur in der DDR gewandt, erinnerte Kleim. Ebenso sei davor die Nazi-Herrschaft, deren geistiges Erbe die NPD angetreten hat, eine Diktatur gewesen. In der Nazi-Zeit seien Menschen vernichtet worden vom Kommunisten bis zum Juden, stellte Kleim die historischen Tatsachen klar.
Unter den Protestierenden gegen die NPD-Veranstaltung und gegen Rechtsextremismus waren Vertreter aller demokratischen Parteien und politischen Gruppen in der Stadt vereint: Linke, SPD, CDU, FDP, Wählervereinigung "Ja für Gera"und Grüne. Dazu Mitglieder des Geraer Aktionsbündnisses gegen Rechts und Vertreter des Runden Tisches. "Mit so vielen Beteiligten hatten wir gar nicht gerechnet", sagte Tanja Thoß (SPD), die den friedlichen Protest angemeldet hatte.
Gewerkschaftssekretär Sandro Witt sagte am Mikrofon, dass sich die NPD bürgerlich gebe, um in die Kommunalparlamente zu gelangen. In Wirklichkeit würden ihre Anhänger Andersdenkende und ausländische Mitbürger verprügeln. Auch Christoph Berger wandte sich im Namen des Geraer Aktionsbündnisses gegen Rechts gegen eine Geschichtsklitterung durch NPD. Er verwies auf dem Markt auf Internetseiten über Patrick Wieschke neben dem Geraer Gordon Richter einer der Köpfe der gestrigen NPD-Kundgebung. Dort sei nachzulesen, dass Wieschke vorbestraft ist wegen der Anstiftung zur Herbeiführung eines Sprengstoffanschlags und wegen Körperverletzung.
Nach einer akustischen Schlacht zwischen Rechtsextremen und Gegendemonstranten erklärten Wieschke und Richter ihre "Gedenkveranstaltung" am Simsonbrunnen für beendet und fuhren unter den Pfiffen der Protestierenden mit dem Auto davon. Die übriggebliebenen NPD-Anhänger versuchten nun kopflos und lauthals, sich auf dem Markt Gehör zu verschaffen. Wenige Minuten später mussten sie abziehen unter dem Beifall der Demokraten. "Die genehmigte NPD-Veranstaltung war für beendet erklärt. Eine Spontandemonstration wollten die restlichen Teilnehmer nicht anmelden", erklärte später ein Sprecher der Polizeidirektion Gera. Deshalb wurden die Rechtsextremen von der Ordnungsbehörde und der Polizei des Platzes verwiesen.
Tätliche Auseinandersetzungen, die manche Händler am Markt befürchteten und deshalb ihre Läden schlossen, gab es nicht. Und somit relativ wenig zu tun für Geras Polizeiinspektion, die hinzugezogene Einsatzgruppe aus Erfurt und die zwei Polizeihundeführer aus Erfurt und Saalfeld.
Quelle: OTZ Gera